1/28/2007

StudiVZ

Ja, ich bin schon seit 2006 dabei und ja, mein studiVZ-Profil hat schon 2 Beziehungen überlebt. Nicht nur einfach überlebt, sie haben auch Spuren hinterlassen. Fotos, gemeinsame Freunde, Nachrichten.


Umbruch

Wenn man die Leuchtreklame-Schilder in der Umgebung genau beobachtet, dann wird einem auffallen, dass immer öfters einzelne Buchstaben nicht mehr funktionieren. Dann heißt es nur noch „Sprkass“ oder „Cnemax“. Auch das ist für mich ein Zeichen des Umbruchs.


Jeden 2. Mittwoch im Monat

Jeden 2. Mittwoch im Monat zweifle ich an mir selbst.




1/25/2007

Ich habe letzthin einmal in mein Tagebuch geschrieben:

„Erst viel später erkannte ich, dass bei dem Titel „Schlafes Bruder“ mit dem Genitiv gearbeitet wird.“

Ich muss dabei sagen, dass ich das Buch nur vom Hören sagen kenne und es noch nie gelesen habe.

Heute morgen war es dann soweit: Nachdem ich mich nicht richtig aufraffen konnte, nach Essen zu fahren und schließlich den letztmöglichen Zug auch noch verpasste, fuhr ich nach Krefeld und sah nach, wann die nächste Verbindung nach Duisburg war, damit ich mich wenigstens noch auf die Anwesenheitsliste eintragen konnte (was im Übrigen auch nicht gelang).
Ich kam also am Bahnhof an und als ich sah, dass ich bis zum nächsten Zug noch eine halbe Stunde Zeit hatte, überlegte ich, noch schnell zum Videospielfritzen zu laufen und zu schauen, ob er noch ein altes Texas Hold'em Spiel für den Gameboy herumliegen hatte. Ich hätte auch nicht mehr als 3 Euro bezahlt, das musste ihm klar sein.
Dann fiel mir ein, dass der Fritzen sein Geschäft am Behnisch-Haus hatte. Ich dachte „Zu weit!“ und ging dafür in den Caritas-Laden am Bahnhof. Als ich rein kam, lief mir eine offenbar verwirrte Frau entgegen, ich hielt sie für die Geschäftsführerin, „Hallo!“, keine Reaktion. Sie war es wohl doch nicht.
Ein Korb, ganz hinten durch bei den Büchern zog mich an, „Jedes Taschenbuch 0,50 €“. Der erste Sympathie-Vorteil von SecondHand-Läden gegenüber „regulären“ Läden: Sie verzichten auf ein „nur“ auf den Preisschildern. Zwischen LTB'S (das heißt „Lustige Taschenbücher“, für die, die früher „Power Rangers“ sahen/sehen mussten) und typischer Altenheim-Lektüre (es seien nur Johannes Mario Simmel und Jane Austin genannt) fand ich dann Robert Schneiders „Schlafes Bruder“. „Wie geil ist das denn!?“ dachte ich.
Ich hatte übrigens mein blaues Jackett an und dazu den Schal und so kam es dass ich zur Kasse ging und willkürlich die selbstgefällige Miene des Vorstadt-Intellektuellen aufsetzte, der seinen Freunden im Café erzählen würde, wie er in einem dieser Einfache-Leute-Läden doch tatsächlich das Buch gefunden habe, „nach dem er solange gesucht hat“.
Als ich an der Bahnhofsbäckerei vorbei kam, fiel mir wieder ein, woher mir die Idee mit der Intellektuellen-Miene kam: Klar, sie rührte noch aus meiner Losverkäufer-Zeit. Da hatte ich mal an einem langen Samstag einen Kunden, der sich aus einem Korb voll mit Ramsch einen Trostpreis aussuchen durfte. Er brauchte gefühlte 3 Stunden, untersuchte jedes Teil mit penibler Genauigkeit, ohne jedoch streng zu wirken. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, er hielt ein stinknormales Lineal gen Himmel, betrachtete es weitsichtig und sprach halb zu mir, halb zu sich selbst: „Dieses ist interessant“. Er habe vor längerer Zeit einmal mit einem solchen gearbeitet. Ich dachte, wenn er das so interessant fände, dann würde ich ihm gleich mal ein Geo-Dreieck zeigen, er fiele wohl aus allen Wolken. Was mir aber besonders imponierte, war diese ausdrückliche Art, mit der das Demonstrativ-Pronomen „dieses“ aussprach. Das hatte direkt so etwas intellektuell-versnobtes, das gefiel mir, auch wenn ich nie so werden will.



Eine gute Rezension, die "Schlafes Bruder" zerreisst.


In Schlafes Bruder steht Mitleidspathos neben Sozialpornographie, Verachtung des anderen neben Liebesmystik, ein Faible für abgetrennte Gliedmaßen neben der Schwärmerei für "torsohafte Sonatenhauptsätze" - eine, möchte man meinen, unverdauliche Mischung.




1/23/2007

Macht der einen auf Literaturwissenschaftler, unbelievable.
Ich wäre jetz viel lieber in Italien und würde im Hotelzimmer rumliegen und Ezekiel Honig oder Boards of Canada hören, abends wäre Pokern und Cocktails trinken. Ich denke jetzt übrigens bei jedem alltäglichen Lärmgeräusch wie zum Beispiel die Straßenbahn an die verrückten Beats von Ezekiel Honig, das ist neu!
Und neu ist auch der neue Ausdruck dafür, wenn etwas klar geht/ fit geht: etw. geht tutti. Ethymologisch ganz klar aus der "Tutti Frutti"-Fraktion abzuleiten.
Flobj/Flopj sprach davon, TShirts zu drucken mit folgendem:



























NEU!!!

Nachti, nachti. Thom Yorke - Videotape.
njls




1/18/2007

Ich hab die Tage mit Flobj telefoniert, weil er verreist war. Und war langweilig, deswegen zitierten wir uns gegenseitig aus Büchern, die wir gerade lasen. Ich las und lese im Moment immer noch die Fragment-Sammlung "Himmel und Erde" von Sándor Márai, einem ungarischen Schriftsteller.

Trennung

Aus welchem Stoff ist das Band gemacht, das die Menschen durchtrennen, wenn sie sich "trennen"? Im Ungarischen sind da die Wörter genau und anschaulich; es lohnt sich, auf ihren inneren symbolischen Sinn zu achten; also: Zwei Menschen gehen auseinander, "trennen" sich, und in diesem Augenblick wird in der Tat irgendeine feine Leitung, ein aus Gefühlen, Neigungen, Reizen, aus Neugier, Traurigkeit und Verlangen gesponnener Faden durchtrennt, der feiner, immatiereller ist als Ätherstrahlen, eine Art Astralgeflecht zerschnitten, das bisher verbunden und zusammengehalten hat. Zerschnitten, weil sie sich trennen, durchtrennt, und es verbindet, diese auf komplizierte Weise Verbundenen, nichts mehr. So irgendwie hat sich auch die Erde von der Sonne, der Gedanke vom Gefühl und hat sich am Ende der Hans von der Grete getrennt. Jetzt staunen sie und schauen zum Himmel auf, und sie glauben, Trennung sei Privatsache. Nein, in solchen Fällen geschieht auch im All etwas.

Das war die Stelle oder der Text, der mir an diesem Band bisher besonders gut gefallen hat. Márais Stil ist es, den Schlüsselsatz jedes Textes jeweils am Ende zu platzieren, wie hier der Satz "Nein, in solchen Fällen geschieht auch im All etwas." Nüchtern und scheinbar distanzier spricht er hier von den ganz großen und wichtigen Gesetzen, nach denen die, Welt aber auch das All, funktionieren.
Mir fiel in diesem Zusammenhang auch wieder die "Mikrokosmos - Makrokosmos"-Idee ein, die wir damals im Englisch LK bei der Besprechung von Hamlet besprachen. Während ich noch mit Flobj telefonierte, fiel mir diese Idee wieder ein (sie besagt kurz, dass es im Hamlet sowohl einen Mikrokosmos, Schloss Helsingör, als auch einen Makrokosmos, das All mit dem Geist von Hamlets Vater. Diese beiden Sphären haben miteinander zu tun, gerät die eine Welt aus dem Gleichgewicht, geschieht zwangsläufig auch etwas in der anderen Welt). Ich erwähnte sie kurz.

Vorhin war ich dann bei Flobj und plötzlich sah ich eine Ausgabe von "Shakespeare" dort rumliegen. Er erklärte mir, dass er sich das Buch ausgeliehen habe, weil er diese Mikrokosmos - Makrokosmos Idee mal selber lesen wollte. Ich war begeistert und wollte schnell "die Stelle" finden. Leider gibt es "die Stelle" aber gar nicht, wie mir jetzt beim erneuten Durchblättern des Stücks aufgefallen ist. Vielmehr ist diese Idee eine abstrakte Theorie, die kaum wörtlich erwähnt wird. Als einzigen Anhaltspunkt kann man den Brief sehen, den Hamlet Ophelia schrieb und von Polonius gefunden wird. Dieser liest im dann der Königin vor:

POLONIUS
Geduld nur, gnädge Frau, ich meld Euch alles.
Liest.


»Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl, ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht!
O liebe Ophelia, es gelingt mir schlecht mit dem Silbenmaße; ich besitze die Kunst nicht, meine Seufzer zu messen, aber daß ich Dich bestens liebe, o Allerbeste, das glaube mir. Leb wohl!

Der Deinige auf ewig, teuerstes Fräulein, solange
diese Maschine ihm zugehört.
Hamlet.«
















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